Titel


Teil 2: Anlauf Richtung Südpol

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Der Erfolg führte zum Engagement der spanischen Regierung als Sponsor und der lang erhofften Genehmigung zur Antarktisdurchquerung. Aus den Erfahrungen der ersten Hälfte ergaben sich Maßnahmen: die Canopy musste hinten abgedichtet, eine zusätzliche Heizungsmuffe eingebaut und ein autarkes stromloses Motor-Vorwärmgerät entwickelt werden. Letzteres hatte als Basis einen bei Buschfliegern in Alaska bewährten Coleman-Kocher.

 

Diesmal führte der Weg zum Ausgangspunkt des Sprunges in die Antarktis über Afrika (Ägypten, Sudan, Kenia) durch den Indischen Ozean.

 

 

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Südroute über Afrika Südroute über den Pol

 

Hier boten sich die Malediven, Seychellen und die Cocos-Insel als Zwischenstopp bis Port Hedland, Westaustralien an.

Dies waren für Michel relativ entspannte 5.200 Seemeilen bzw. 38 Flugstunden in 3 riesigen Legs (!) von Kenia aus.

 

Bild 15 Zwischen den Seychellen und den Malediven

Die Umrundung des Uluru (Ayers Rock) war obligat, um weiter zum Cambridge Airport nach Tasmanien vorzudringen. Dort bezog er Warteposition bei Freunden vom Aeroklub, Experten für Antarktis- und Buschflüge, die bereits die in Kanada für die RV-8 gefertigten Ski bereithielten. Die Ski wurden unter die Räder montiert und ausprobiert, sowie auch der Belly-Tank. Beides erzeugte einen enormen Widerstand, der schon bei leerer Flugzeugmasse zu 11 Knoten Fahrtverlust führte. Intensive Berechnung und Diskussion führte zur Entscheidung, die Ski als Sicherheitsvorteil zu belassen.

 

Der große Sprung

Bild 16 RV-8 auf Skiern
Am Dienstag, den 1. November 2016 sah man im Tracker die EC-XLL von Hobart abheben. Was wie ein wenig Sightseeing aussah, waren wegen sehr schlechter Sicht und geschlossener Wolkendecke in niedriger Höhe durch die Fjorde und um das Südkap herum ausgeführte Kurverei nach Süden. Bei nahezu fehlender Steigleistung ging es die nächsten Stunden in diesem „Dreck“ wegen Vereisungsbedingungen unterhalb von 1.500 Fuß über das Meer. So konnte der Rückenwind nicht genutzt werden und die Speed betrug zeitweilig weniger als 100 Knoten durch die 2000 Seemeilen lange übelste Seeregion der Erde, in der fast nur Sturm mit 50 - 100 Knoten und entsprechend hoher Seegang herrschen. Nachdem ein Teil des Sprits verbrannt war, sah man die RV-8 auf halber Strecke in 4.000 Fuß mit einer Geschwindigkeit von 128 Knoten über Grund. Vorbei an Young und Buckle Island, die bereits im Eisgebiet lagen, galt es wegen der bis zu 10.000 Fuß hohen Küstengebirge auf eine Höhe von 12.000 Fuß zu steigen, wo dann über 140 Knoten Groundspeed erreicht wurden. Kurz vor der Mario Zucchelli Basis (MZB) ging es dann mit hammerartigen Turbulenzen und 160 Knoten dem Tagesziel entgegen.

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Vertäut wegen 80 kts Fallböen auf MZB

Bild 17 McMurdo Blaueispiste

Das Wetter war mit -16 Celsius vorhergesagt, es sollte aber warm werden, etwa -9 bis -5 Grad. Der Anflug auf die Piste ist mehr als spektakulär: es handelt sich um ein Stück präpariertes Eisschelf, das nur im südlichen Winterhalbjahr landbar ist, wenn das Eis trägt. Die Besatzung der italienischen Station bereitete ihm ein großartiges Welcome. Der Sprit für die Antarktisdurchquerung war pünktlich eingetroffen. Nicht weit weg liegt die McMurdo Basis mit einer Blaueis-Piste auf Land. Diese von den USA geführte Basis hatte bereits im Vorfeld jegliche Kooperation abgelehnt. Nicht einmal eine Emergency-Landung wurde ihm zugestanden (gegen internationale Regeln!).

 

Der Südpol wird geknackt

Nach 5 Tagen und schweren Fallböen trat das erhoffte Wetterfenster ein. Der Flug hinauf zum Pol und hinunter zur antarktischen Halbinsel ist kein Zuckerschlecken. Der Pol liegt auf fast 3.000 Metern, das Wetter ist unvorhersehbar, und - die US-geführte Südpolstation verwehrte Michel jede Kooperation.

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Vorbeiflug an der South Pole Base

Mit großer Unterstützung durch die italienische Crew wurde alles vorbereitet: Auftanken, Mo- torvorwärmung, Catering. Eine letzte Dusche, ein Frühstück, wo wird dieser Tag enden? Emails wurden an die Basen der British Arctic Survey (BAS) Rothera und Sky Blue, den privat organisierten Union Glacier ALE (= Antarctic Logistics & Expeditions) sowie McMurdo gesendet. Unter dem ICAO Dokument AFIM sind einige Staaten für SAR verantwortlich, wenn der Kontakt mehr als eine Stunde abreißt. Die RV-8 war nun randvoll getankt. Die Endurance betrug 24 Stunden, die geplante Flugzeit bei 120 Knoten betrug 21 Stunden, 3 Stunden Reserve. Mit Skiern war das nach Marambio Base nicht zu schaffen, es fiel die Entscheidung sie abzumontieren. Bis zum Pol sind es ca. 1.000 Meilen, von dort zum argentinischen Marambio noch mal 1.600. Bei optimaler Speed von 140 Knoten wären

 

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Hinauf zum Beardmore

das 18,5 Stunden Flugzeit ohne Wind. Oben am Pol herrschten -25 bis -35 Celsius, Windyty zeigte über weite Strecken Wolkenfreiheit für die nächsten 30 Stunden, übereinstimmend mit den Meteorologen der MZB. Die Strecke führte vorbei an McMurdo über das Ross Eisschelf, zum Beardmore Gletscher. Die vorhergesagten schwachen Winde entpuppten sich als starker Gegenwind, die Groundspeed fiel auf 50 bis 80 Knoten. Mount Erebus bei McMurdo ragte unerreichbare 3 km hoch auf. Mehrere Anrufe auf verschiedenen Frequenzen blieben erfolglos. Nach 500 Meilen wurde das Flugzeug leichter und ein langsamer Aufstieg auf den riesigen Beardmore Gletscher möglich, über den Spuren des Ernest Shackleton von 1908. Am Ende mussten 7.000 Fuß erreicht sein, es herrschte Gegenwind und -31 Grad Außentemperatur.


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Mühsamer Aufstieg über dem Beardmore zum Südpol


Er sah die Eiskristalle mit dem gefürchteten Whiteout auf der Oberfläche entlang blasen, die Flughöhe lag bei der Elevation von 9.000 Fuß am Pol nur geringfügig höher. Um 03:30 Zulu war er erreicht!

 

Bild 22 Vom Südpol nordwärts ... im Nirgendwo
Mehrere Anrufe an die Amundsen-Station blieben erfolglos, nicht einmal auf der Notfrequenz reagierte jemand. Welch ein schlechtes, trostloses Gefühl diese Leute da dem einsamen Mann im winzigen Cockpit vermittelten! Nicht lange, nachdem der Südpol überflogen war, drehte sich aber der Wind und die Groundspeed stieg auf über 140 Knoten. Der Sprit floss weiter mit 34 Litern/ Stunde in die Zylinder, doch die Reichweite bei der geplanten Endurance von 21 Stunden besserte sich.

Die Ausweichpisten Union Glacier, Skyblue (BAS-Station) und Rothera waren jederzeit durch Kursänderung sicher erreichbar. Den leeren Bellytank abzuwerfen schien nicht erforderlich. Fünf Stunden später kam er in 11.500 Fuß Höhe in Reichweite des Marambio VHF, die Wolkenschicht war noch immer geschlossen.

Marambio lotste ihn westlich zwischen die Sega- und die Seymour-Insel an eine Stelle, wo vom Boden aus das berühmte Loch vom Dienst zu sehen war.

 

Als das Flugzeug geparkt war, fand er den rechten Tank fast leer, im linken waren noch 2 Stunden Reserve plus Inhalt des Rumpf-Headertanks!

Bild 25 Über den argentinischen Iguazu Wasserfällen eine Rolle

Die RV-8 wurde im Hangar verstaut. Michel gönnte sich eine Dusche und wurde mit einem Lunch versorgt, bevor er ein paar Stunden Schlaf fand - um dann zum Dinner gerufen zu werden. Der Weg dahin führte beim Meteorologen vorbei. Der zeigte auf ein kurzes Wetterfenster für den Sprung nach Ushuaia in den nächsten 12 Stunden, welches sich danach für viele Tage undurchdringlich verschließen sollte. Aus dem Spaziergang zur Pinguinkolonie wurde nichts. Nach einer sehr kurzen Nacht wurde der Bellytank abmontiert und die RV-8 zum 665-Meilen-Sprung über die Drake-Passage vorbereitet.

Vorbei an Deception Island ging es bei wunderbarer Sicht über die Drake Strasse, bis sich unter ihm am Kap Horn die Wolkendecke schloss. Zwischen den Inseln am östlichen Eingang des Beagle Kanals fand sich ein Loch mit stark eingeschränkter Sicht, Schneeschauern und strömendem Regen bei +7 Grad Celsius. Bei Böen von 37 Knoten landete er auf dem neuen Flugplatz von Ushuaia und die RV-8 wurde sogleich in den staatlichen Hangar geschoben. Die Antarktis war bezwungen.


Nach einer Woche der Erholung in einem stolzen Land unter vielen Freunden der Air Force und vielen neuen Freunden, musste der Weg nach Natal fortgesetzt werden, wo sich die Antarktisroute mit der Route zum Nordpol kreuzte.

 

Nach der Atlantik-Querung über die Kapverden und Lanzarote landete Michel am 15. Dezember 2016 um 11:40 Zulu als erster Mensch, der Nord- und Südpol mit einem selbst gebauten Kleinflugzeug überflogen hat, vor dem Königlich Spanischen Aeroklub in Cuatro Vientos zum ganz großen Empfang.


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Flugleistungen:
» 41.250 nm (76.400 km)
» 17.380 nm (32.183 km) über offenem Ozean
» 2.582 nm (4783 km) in einem Flug durch die Antarktis
» 15.750 ft (4800 m) größte geflogene Höhe
» 305 Flugstunden im Cockpit der RV-8
» 135 kn Durchschnittsgeschwindigkeit


 

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Polflug

 

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