Probleme mit luftgekühlten Zweitaktern
von Walter Schmidt
Die Probleme können von Motor zu Motor recht unterschiedlich
sein, meistens handelt es sich um Kühlprobleme und Startprobleme.
Die meisten Probleme werden durch mangelndes Verständnis, Änderungen
am Konzept, mangelnde Wartung und mangelnde Betriebesbeobachtung selbst
erzeugt. Nur wenige Probleme sind auf Herstellungs- oder Konzeptfehler
zurückzuführen. Ich weiß wovon ich rede, mit meinem
F30 habe ich außer Kurbelwellenbruch alles durch. Der Zweitakter
ist eine Strömungsmaschine, Vergaser, Lufteinlass und Abgassystem
dürfen nicht verändert werden, - wird der Lufteinlass durch
Ansaugschalldämpfer – oder das Abgassystem verändert,
hat das oftmals erhebliche Auswirkungen auf das künftige Verhalten
des Motors. Wenn Motorprobleme auftreten, muss man prüfen was
wurde gegenüber dem Herstellerkonzept verändert.
Kühlprobleme:
Das Kühlmedium Luft steht in ausreichendem Maß kostenlos
zur Verfügung, Wärmetauscher und Umwälzpumpe sind nicht
erforderlich, trotzdem muss die Luft an die zu kühlenden Stellen
herangeführt und wieder abgeführt werden. Es genügt
nicht den Motor einfach in den Fahrtwind zu stellen, die Luft wird
an den Zylinderköpfen und Laufbuchsen nur vorbeistreichen und
wenig kühlen. Damit die Luft durch die Kühlrippen streicht,
muss eine Zwangsführung gebaut werden, der Eintrittsquerschnitt
muss größer sein als der Austrittsquerschnitt. Es genügt
auch nicht die Kühlluft mit mehr oder weniger großen Öffnungen
in die Motorhaube einzuführen, sie muss auch wieder durch eine
Austrittsöffnung in Form einer Düse abgeführt werden,
genau wie bei den Großen.
Kühlung der Zylinderköpfe
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Kühlung Laufbuchsen
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Die Laufbuchsen sollten von der heißesten Stelle ( Auslassstutzen
) zur kältesten Stelle (Überströmkanal ) gekühlt
werden, also on unten nach oben. Bei dieser Kühlluftführung
stellen sich im Sommer bei Vollgas im Steigflug 220 °C an den
Zylinderköpfen und 180°C an der Laufbuchse (bei den Auslassstutzen)
ein und im Reiseflug 170°C bzw. 150°C .
Das Kühlproblem Zylinderköpfe scheidet bei richtiger Kühlluftführung
aus, bei der Abgastemperatur sitzt man zwischen zwei Stühlen.
Will man mit dem Brennstoffverbrauch eines Viertakters konkurrieren,
überschreitet die Abgastemperatur im Reiseflug 1.350°F -
dann stirbt der Motor. Soll der Motor länger leben, muss auf
Kosten des Brennstoff-verbrauches angefettet werden. Eine Abgastemperatur
von 1.350°F darf nicht überschritten werden, unter 1.200°F
im Reiseflug ist pure Geldverschwendung. Der Temperatur- Unterschied
zwischen beiden Abgasanlagen sollte 50°F nicht überschreiten,
der Unterschied zwischen den Zylinderkopftemperaturen sollte nicht
größer als 25°C (50°F) sein.
Anlassprobleme kalter Motor:
• Wird der warme Motor abgestellt, befinden sich zwischen Vergaser
und Kolben 2 – 3 Gemischfüllungen, der Motor kühlt
ab und das Gemisch kondensiert, ein Teil tropft in den Auspuff. Beim
nächsten Kaltstart wird das fette Startgemisch durch das Kondensat
im Kurbelgehäuse zusätzlich angefettet, der kalte Motor
kann schnell absaufen. Die Erwachsenen Flugmotoren werden nicht durch
kurzschließen der Zündung abgestellt, sondern durch Abmagern.
• Der Anlasser muss den Motor auf mindestens 500 U/min beschleunigen
damit auf der Primärseite der Zündspule 35 V aufgebaut werden
und ein zündfähiger Funken erzeugt werden kann. Wegen des
simplen Aufbaus der Zündanlage erfolgen 2 Zündungen pro
Zylinder und Umdrehung, einmal vor OT und einmal um 180° versetzt
vor UT, - deswegen haben die Zündkerzen des Zweitakters nicht
die Lebensdauer wie in einem Viertakter. Beim Hirth F30 erfolgen pro
Umdrehung 4 x 1 = vier Kompressionen, doppelt soviel wie beim Rotax
912, der gleiche Anlasser muss im F30 also die doppelte Leistung aufbringen.
Stromaufnahme |
Ohne Zündkerzen |
Dekompression
2 Zylinder |
Ohne Dekompression |
Motor kalt und feucht |
50 A |
220 A |
320 A |
Spannung Bordnetz |
12 V |
9 V |
8 V |
Wenn man die stärkste Motorradbatterie ( 180 Ah ) verwendet,
überlebt sie ohne Dekompression vielleicht eine Flugsaison. Beim
Startvorgang muss nicht nur eine ausreichende Zündspannung aufgebaut
werden, die Membranpumpe muss auch genügend Brennstoffdruck aufbauen
um die Kraftstoffleitung und den Vergaser zu füllen, dann kann
es losgehen. Bei kaltem feuchtem Wetter ist nach 3 – 4 Startversuchen
die Batterie flau, die Netzspannung sinkt unter 9 Volt dann reicht
die Kraft des Anlassers nicht mehr aus um einen Zündfunken aufzubauen,
die Membranpumpe fördert mittlerweile und der Motor säuft
ab.
Lösung:
• Primerpumpe einbauen damit beim ersten noch kraftvollen Zündfunken
schon Brennstoff vorhanden ist.
• mindestens 2 Dekompressionsventile einbauen
• Motor abstellen durch schließen des Brandhahnes
• Motorradakku gegen 600 A Trockenbatterie( 5 kg ) tauschen.
Die Trockenbatterie kann 5 Sekunden lang mit 600 A belastet werden,
dann muss sie sich mindestens eine Minute erholen. Die Trockenbatterien
gibt es jetzt schon mit Starthilfekabel und integriertem Ladegerät
für wenig Geld in der KFZ Abteilung der Baumärkte, sie wiegt
zudem noch weniger als ein Motorradakku.
Anlassprobleme heißer Motor:
Heißer Tag, kurze Landung, kurzer Rollweg Motor abstellen und
kurz darauf wieder starten. Der Motor zündet auf ein oder zwei
Zylindern will nicht auf Fahrt kommen und nimmt kein Gas an, - Pumpbewegungen
am Gashebel führen nach vielen Versuchen zum Erfolg – oder
auch nicht. Wer kennt das nicht, - hierfür gibt es mehrere Ursachen,
meistens ist es ein Ursachenbündel.
• Zwischen Vergaser und Zylinder befindet sich Gemisch für
die nächsten 2 – 3 Arbeitsgänge, das meiste davon
im Kurbelgehäuse. Das Gemisch dehnt sich bei heißem Motor
stark aus, das gleiche Volumen ist zu mager und kaum noch zündfähig.
• Alte gesinterte Zündmagnete verlieren mit steigender
Temperatur an Feldstärke, wird die Schwungenergie des Anlassers
noch durch der mitdrehenden Propeller geschwächt, kommt kein
zündfähiger Funke zustande. Abhilfe ???
Bei den erwachsenen Flugmotoren werden die Zündmagnete mit einem
kleinen Luftschlauch gekühlt, - muss wohl seine Gründe haben.
Kurbelwellenbruch: Ein Kurbelwellenbruch kommt nicht
aus heiterem Himmel, er hat immer eine Vorgeschichte und die heißt
„Rissbildung durch kurzzeitige Überlastung“ Gewaltstopp
oder Herstellungsfehler. Ein Gewaltstopp kann bei Bodenberührung
des Propellers, oder sogar durch Kolbenfresser entstehen.
Die überzogenen Lärmforderungen und die spezifikationsgemäße
Begrenzung der max. Abflugmasse der UL`s haben zu einer katastrophalen
Entwicklung geführt. Es werden Nachschalldämpfer mit Innenteilen
aus Aluminium eingebaut. Aluminium zeichnet sich durch ein geringes
Gewicht aus, - das ist erwünscht, - die geringe Festigkeit nimmt
man in Kauf, - dass die Festigkeit bei Temperaturen über 100°C
auch noch kräftig abfällt wird schlicht übersehen.
Das Abgas verlässt den Motor mit etwa 580°C und hat vor dem
Nachschalldämpfer noch 300 – 350°C das kann ausreichen
dass das Innenrohr bei plötzlichem Gasgeben kollabiert und der
Auspuff ist plötzlich verstopft. Wenn das bei Vollgas passiert,
fliegt die Auspuffdichtung heraus, der Motor wird gewaltsam gestoppt,
vielleicht noch begleitet durch einen Kolbenfresser. Ich habe von
mehreren Kurbelwellenbrüchen gehört bei denen vorher ein
Aluminiumschalldämpfer kollabiert war.
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Simpler Nachschalldämpfer verwendet in einer
Kitfox / Rotax 582. Ein Rohr D=60mm aus S=0,5mm Aluminiumblech
wird einfach über den d=30mm Auspuffkrümmer geschoben.
Lärmminderung mehr als 4 dBA. Der Rohr- Nachschalldämpfer
ist wirksam, einfach, billig und ungefährlich. |
Probleme mit dem Zahnriemengetriebe:
Die Probleme kommen nicht vom Zahnriemen sondern von der einseitig
gelagerten Fliehkraftkupplung. Bei einem 4 Zylinder Boxer reicht die
Schwungmasse des Propellers für einen weichen Leerlauf nicht
aus, eine Fliehkraftkupplung muss her. Die angebotene Fliehkraftkupplung
ist nur in der Mitte des Antriebsritzels gelagert, die Lagertoleranz
ist fühlbar. Dadurch kommt es zu einer Taumelbewegung, der Zahnriemen
läuft immer an einer der Begrenzungsscheiben an, wenn man Pech
hat läuft er auch mal ab. Ein Verbundkeilriemen wird zwar geführt,
aber die erforderliche hohe Riemenspannung schädigt längerfristig
das letzte Kurbelwellenlager. Lösung: die Fliehkraftkupplung
hinter dem Antriebsritzel zusätzlich lagern, oder besser noch
das Zahnriemengetriebe gegen ein mechanisches Getriebe austauschen,
denn das Zahnriemengetriebe ist für den F30 nicht geeignet.
Probleme mit den Membranvergasern:
Durch Ermüdung entstehen Brüche in den Impuls-Membranen,
dann saugt der fördernde Zylinder Sprit in vollen Zügen,
er pustet einen Teil wieder zurück, die Überdosis reicht
aber aus, dass der Motor beim Anlassen auf dem Impulszylinder absäuft,
wenn das während des Fluges passiert, hat man keine Probleme
mit zu hoher Abgastemperatur. Wenn man bei einem Hochdecker ( Tank
im Flügel ) einmal vergessen hat den Brandhahn zu schließen
und unter dem Auspuff ist eine Brennstoffpfütze, dann ist die
Zermürbung der Impulsmembrane schon recht weit fortgeschritten.
Die Zermürbung der Membranen tritt nicht plötzlich sondern
schleichend ein, bei der 25 Stunden Kontrolle sollte man immer die
Impulsleitung entfernen und prüfen ob man über die Impulsleitungen
Sprit ansaugen kann.
Habe ich noch etwas vergessen?
Wenn Jemand Probleme mit seinem luftgekühlten Zweitakter hat,
muß das nicht unbedingt am Zweitakter liegen. Wer einen braven
Hund ständig misshandelt, darf sich nicht wundern wenn der nicht
mehr gehorcht oder plötzlich beißt.
Zusammenfassung:
Der Zweitakter ist zwar ein Kolbenmotor, verhält sich teilweise
wie eine Strömungsmaschine. Wird der Strömungswiderstand
vor dem Vergaser z.B. durch einen Ansaugschalldämpfer verändert,
verändert sich das Drehmoment und der Vergaser ist kaum noch
einstellbar – oder man landet den großen Wurf. Wird der
Strömungswiderstand hinter dem Motor verändert, z.B. ein
anderer Auspuff verändern sich mit Sicherheit die Abgastemperatur,
das Drehmoment und der Brennstoffverbrauch, - in welche Richtung,
zum Guten oder zum Schlechten muss auf dem Prüfstand gemessen
werden. Um Überraschungen zu vermeiden sollte man sich mit dem
Motorenhersteller abstimmen. Eine Standschub- und Verbrauchsmessung
sollte man vor und nach der Änderung durchführen. Es gilt:
gemessener Standschub : 3 = Leistung in KW . Wenn
sich die Leistung nicht verschlechtert hat, der Motor sowohl kalt
und warm zuverlässig anspringt, die Abgastemperaturen sich nicht
erhöhen, der erwartete Effekt eingetreten ist, sollte man die
Änderung unbedingt dem Hersteller mitteilen, damit er sein Produkt
verbessern kann.
Warnung: Nachschalldämpfer
mit einem Innenleben aus Aluminium sind Motorenkiller!