Flugmotore mit Getriebe für UL und Experimental im Vergleich von Walter Schmidt
Ein Flugmotor muss beim Start in ruhender Luft mit
Vollgas 95% der max. Drehzahl erreichen und fast die maximale Leistung
entwickeln. Wenn das Flugzeug nach dem Start mit Vollgas gut steigt,
im leicht geneigten Horizontalflug Vne erreicht, dann sind Flugzeug,
Motor und Propeller gut abgestimmt. Werden nur die Leistungen verschiedener
Motore miteinander vergleichen, zieht man wohlmöglich den falschen
Schluss, es sollten auch die Drehmomente miteinander verglichen
werden.
Die Boxermotoren Der F30 ist ein einfacher Zweitakter, beim Abwärtsgang des Kolbens strömt so lange Gemisches über das Kurbelgehäuse in den Ansaugstutzen zurück, bis das Kolbenhemd die Überströmschlitze abdeckt. Der F30 ist thermisch ausgeglichen, es muss jedoch sehr viel Sorgfalt auf eine gute Kühlluftführung gelegt werden. Den Motor einfach in den Fahrtwind stellen genügt nicht. Die Zylinderkopf - und Abgastemperaturen müssen kontrolliert werden, mit den alten Mikuni Vergasern BN38 konnte das Gemisch im unteren Leistungsbereich sehr mager eingestellt werden, - Brennstoffverbrauch wie beim Viertakter, aber ab 60 – 80% Leistung waren in der kalten Jahreszeit die Abgastemperaturen unzulässig hoch. Der Super BN38 hat zusätzlich je eine feste Leerlauf und Hauptdüse, das Gemisch lässt sich somit über den gesamten Leistungsbereich besser abstimmen. Der F30 K Zugewinn an Thermischer Sicherheit ging aber leider zu Lasten des Brennstoffverbrauches, der liegt bei vergleichbarer Leistung zwischen dem R 582 und dem R 912. Der F30 hat die gleiche Leistung und Einbaumaße und etwas geringeres Gewicht wie der Rotax 912. Die beiden Abgassysteme wiegen jeweils 4 Kg, sind in den Abmessungen sehr unförmig, sie sind auf den Motor abgestimmt und dürfen nicht verändert werden. Wer beim Ansaug- und Abgassystem von den Vorgaben des Herstellers abweicht, handelt sich im Regelfall sehr viel technische Probleme ein. Der F30 der ersten Stunde wurde noch mit einer einfachen leistungsschwachen 80 W Zünd- und Lichtanlage, ohne Zündzeitpunktverstellung ausgerüstet, es folgte eine 80W Zündanlage mit elektronischer Zündzeitpunkt- Verstellung, später abgelöst von einer 250W PVL Licht und Zündanlage. Der F30K unterscheidet sich vom F30U nur in der Form der Schlitze, die sind für höhere Drehzahlen ausgelegt. Der F30 E ist mit einer elektronischen Saugrohreinspritzung ausgerüstet. Der F30 passt wegen seiner sperrigen Abgasanlage, leider nicht unter jede Cowling, ohne Änderungen an der Abgasanlage vorzunehmen. Die Original – Abgasanlage ist auch zu unförmig um sie unter dem Rumpf zu platzieren, das verschlechtert nicht nur die Optik sondern auch die Aerodynamik.
Der Rotax 912 hat in der UL und Experimental – Szene einen guten Ruf, er ist zwar recht teuer dafür sparsam im Verbrauch und relativ zuverlässig. Der 912 ist nicht absolut Problemfrei, da es den R912 auch in einer Luftfahrt zugelassenen Version gibt, muss Rotax System und Herstellungsfehler veröffentlichen und Lösungsvorschläge unterbreiten, LTA`s (Luftfahrttechnische Anweisungen). Die Liste der LTA`s ist recht lang und es sind auch Probleme enthalten die eigentlich nicht vorkommen sollten, genau wie bei der Konkurrenz, trotzdem der 912 ist ein zuverlässiger Flugmotor.
Leistungsvergleich Boxer:
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Drehmomentvergleich Boxer: . Die Reihenmotore: Der 3701ES und der 3503E sind moderne Zweitakter
mit Membransteuerung und Saugrohreinspritzung, technisch auf dem neusten
Stand, sie brauchen in keiner Hinsicht den Vergleich mit Viertaktern
scheuen. Durch die Membranen wird beim Abwärtsgang des Kolbens,
wie beim Drehschieber ein Rückströmen des Frischgases verhindert,
der Motor wird aufgeladen. Im Brennstoffverbrauch mischen der 3701E
und der 3503 E ganz vorne mit. Durch die Wasserkühlung ist eine
Anpassung an ein Flugzeugmuster erheblich leichter als beim Boxer,
ein geeigneter Platz für den Kühler ist schnell gefunden.
Es ist nur eine Abgasanlage notwendig, die sich auch leicht unter der
Cowling unterbringen lässt. Durch die programmierbare elektronische
Saugrohr Einspritzung steuert für jede Drehzahl exakt die benötigte
Brennstoffmenge für ein optimales Gemisch. Die elektronische Steuerung
berücksichtigt auch die Motor- und die Abgastemperatur und gibt
notfalls eine kühlende Dusche.
Es muss doch nicht immer Rotax 912 sein. .
Der
Rotax R 793 HO wird in Wasserfahrzeugen und Schneemobilen
verwendet, er ist der neueste Hit und wird demnächst wohl in
einigen UL auftauchen. Wie bei Rennmotoren üblich, entwickelt
der 31 kg Winzling, kaum größer als der 582, durch die
hohe Drehzahl eine wahnsinnige Leistung von 130 PS. Mit einem Verstellpropeller
lassen sich bestimmt gute Steig – und Flugleistungen realisieren.
Das Rotax C Getriebe ist für den R 793 zu schwach, die meisten
Propellernaben auch. Hohe Drehzahl = viel Lärm, ob die überzogenen
Deutschen Lärm
Anforderungen erfüllt werden bleibt abzuwarten, im Brennstoffverbrauch
wird sich der R 793 wohl kaum zurückhalten, 130 PS müssen
ja bedient werden. .
Leistungsvergleich Reihenmotor: . Drehmomentvergleich Reihenmotor:Der Dreizylinder Göbler Hirth 3701 ES erreicht bei 3.000 U/min ( 50% Drehzahl) 75% seines Drehmomentes ( höher als beim R 912 ) das Drehmoment verändert sich die nächsten 1.500 U/min nur wenig, macht dann einen Buckel und fällt wieder ab. Der 3701ES ist durchzugsstark und im Brennstoffkonsum so sparsam wie der R912. - Der Zweizylinder Göbler Hirth 3503 E ist mit dem R 582 sehr gut vergleichbar, Wasserkühlung, Menbran-steuerung statt Drehschieber, elektronische Saugrohreinspritzung statt Vergaser. Der 3503 E entwickelt bei 3.500 Umdrehungen 77% seines Drehmomentes, der Rotax 582 entwickelt 62% seines Drehmomentes, der R582 ist durchzugsschwächer, sein Brennstoffkonsum ist erheblich höher. - Der R793 baut erst bei 5.500 ( 68% seiner Drehzahl ) 68% seines Drehmomentes auf, zieht dann kräftig durch und hat erst bei 88% seiner Drehzahl ein höheres Drehmoment als der 3701ES. Bei einem späteren Vergleich zwischen R 793 HO mit dem 3701 ES
im gleichen Flugzeugmuster und gleichen Propeller, wird der 3701ES
mit einer größeren Propellersteigung eine sehr gute Steigleistung
entwickeln und wegen der großen Propellersteigung die maximaler
Drehzahl auch gut in Geschwindigkeit umsetzen können. Der leistungsstärkere
R 793 HO muss etwa 1.500 U/min schneller drehen um genau so gut steigen
zu können . W. Schmidt |