Membranvergaser Abgastemperatur
/ Sommer / Winter
von Walter Schmidt
Zum besseren Verständnis sollte der Leser ein wenig mit der
Wirkungsweise eines Membranvergasers vertraut sein. Bei konventionellen
Flugmotoren ist der Vergaser auf
(reich) eingestellt und lässt sich während des Fluges
an die bestehenden Luftverhältnisse anpassen (leanen). Bei
PKW- und Motorradvergasern ist das nicht üblich, die müssen
am Boden so eingestellt werden: dass der Motor von NN bis zur maximalen
Flughöhe sicher betrieben werden kann. Die Luftdichte verändert
sich nicht nur mit abnehmender Höhe sondern auch im Jahreslauf,
in der kalten Jahreszeit ist die Luftdichte höher als in der
warmen Jahreszeit. Deswegen kann es vorkommen, dass die Abgastemperaturen
in der kalten Jahreszeit auch bei Teillast zum fürchten hoch
sein können.
Will man den Vergaser für einen Flugmotor einstellen, muss
man zwischen zwei Übeln wählen. Entscheidet man sich für
einen geringen Brennstoffverbrauch, ist das Risiko groß den
Motor auch schon im Teillastbereich thermisch zu überhitzen.
Geht man auf Nummer Sicher und wählt eine fette Gemischeinstellung,
steigt der Brennstoffverbrauch, die Zündkerzen verrußen,
der Motor säuft beim Starten schnell ab.
Im Membranvergaser wird das Gemisch in drei Stufen aufbereitet,
die Niedrig- Übergangs und Hoch-Geschwindigkeitsstufe. Der Mikuni
Super BN 38 hat mehrere verstellbare Regelkreise, jeder Regelkreis
reagiert auf eine Änderung der Drosselklappe. Die einzelnen
Regelkreise überschneiden sich und arbeiten stufenweise, abhängig
von der Drosselklappenstellung. Der Grund dafür ist simpel,
die Düsenwirkung ist nicht von der Motordrehzahl oder der Fluggeschwindigkeit
abhängig, sondern davon wie weit die Drosselklappe geöffnet
ist.
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Der Pop-Off Druck ist der Prüfdruck, bei dem die
Düsennadel
des Regelventils mit einem hörbaren „Pop“ abhebt.
Um Vergaserprobleme richtig zu diagnostizieren muss man wissen, bei
welcher Drosselklappenstellung das Problem aufgetreten ist, um den
richtigen Regelkreis angemessen zu korrigieren.
Verstellbare Regelkreise:
1. Teillast- Verstelldüse: zum einstellen eines
weichen Leerlaufes und guten Übergangs.
2. Pop-Off Druck: wirksam von Leerlauf bis 1/4 Drosselklappe
in Verbindung mit der Leerlaufdüse.
3. Teillastdüse: wirksam von Leerlauf bis 1/3
Drosselklappe .
4. Hauptdüse: wirksam von 1/3 bis 3/4 Drosselklappe
.
5. Haupt- Verstelldüse: wirksam von 3/4 bis voll
geöffneter
Drosselklappe
Beispiel Göbler Hirth F30 K / Mikuni Super BN 38:
Stellung Drosselklappe in Abhängigkeit von der Drehzahl |
Bei 60 % Leistung ist die Drosselklappe nicht 60% sondern
nur 1/3 geöffnet und somit noch die Teillastdüse (Leerlaufdüse) aktiv, kaum zu glauben aber es ist so.
Vergaser einstellen:
Wenn man die richtige Grundeinstellung des Vergasers finden will, sollte
ein Satz neuer Zündkerzen eingebaut werden um schneller ein
Zündkerzenbild zu bekommen. Die Abgassysteme sollten mit Abgasthermometern
ausgerüstet sein. Die Vergaser sollten synchronisiert sein und
beide Drosselklappen annähernd die gleiche Stellung haben.
1. Synchronisieren der Vergaser
Zum synchronisieren der Vergaser verwendet man ein Synchro – Testgerät.
Wenn der Motor bei niedrigster Drehzahl weich und rund läuft und
der Druckunterschied zwischen den Vergasern möglichst klein ist,
den Motor abstellen und in der Leerlaufposition den Spalt zwischen
Drosselklappe und Venturidüse prüfen. Man steckt einen dünnen
Draht ( 1 mm ) in den Spalt zwischen Drosselklappe und äußerer
Venturi und verstellt den Gashebel bis der Draht klemmt. Ist der Spalt
- Unterschied zwischen beiden Vergasern sehr groß, sind möglicherweise
Flanschverbindungen zwischen Vergaser und Motor undicht. Gegebenenfalls
Flansche abdichten und Vergaser erneut synchronisieren.
2. Null Stellung der Verstelldüsen markieren
Nacheinander die verstellbaren Düsen ganz hineindrehen, notieren
wie weit die Düse geöffnet war,
„0“ – Stellung an einem Flügel der Düsennadel
und am Gehäuse dauerhaft mit Farbe markieren und die Düsennadel
wieder auf die vorherige Stellung zurückdrehen.
3. Hauptdüse einstellen
Ein sicheres Anzeichen für die richtige Einstellung der Hauptdüse
ist, wenn die maximale Drehzahl erreicht wird. Ist das Gemisch zu mager
wird die maximale Drehzahl nicht erreicht, ist das Gemisch zu fett
wird die maximale Drehzahl ebenfalls nicht erreicht, der Motor wird
qualmen und das Zündkerzenbild ist dunkelgrau bis schwarz.
Ausgangsstellung: Hauptverstelldüse 2 Umdrehungen
offen, Motor starten und langsam auf Vollgas hochfahren. Eine zweite
Person drosselt in kleinen Schritten die Hauptverstelldüse eines
Vergasers. Wenn sich dabei die Drehzahl erhöht, weiter in kleinen
Schritten abmagern bis die Drehzahl abfällt. Dann wieder etwas
anreichern; - das gleiche am anderen Vergaser wiederholen.
Abgastemperatur beachten: Bei
der Einstellung des Vergasers muss auch auf die thermische Belastung
des Motors geachtet werden. Für den
Luftgekühlten Göbler Hirth F30 sind Abgastemperaturen >=1.300°F
nicht mehr akzeptabel, Abgastemperaturen unter 1.200°F
sind unwirtschaftlich. Wird bei Vollgas die maximal mögliche Drehzahl
erreicht ohne die zulässige Abgastemperatur zu überschreiten,
ist die richtige Einstellung gefunden.
Motor abstellen, auf jeder Vergaserseite eine Zündkerze
herausschrauben und das Zündkerzenbild prüfen, die Elektrode
sollte eine hellgraue bis braune Färbung haben.
Motor erneut starten, nach 1 - 2 Minuten Vollgas,
Abgastemperaturen notieren, Drehzahl in Stufen von 300 U/min reduzieren
nach 1 – 2
Minuten Abgastemperaturen notieren, weiter bis die Abgastemperaturen
im Trend abfallen ( bei etwa 4.000 U/min).
Abgastemperatur > 1.280 °F : |
Abgastemperatur > 1.280 °F : |
- Teillast zwischen 4.000 - 4.800 U/min.
Ursache: das Gemisch ist zu mager.
Abhilfe: Teillast–Gemisch anreichern; Teillast-Verstelldüse
weiter öffnen, oder Pop–Off Druck reduzieren, oder eine
kleinere Teillastdüse einbauen. |
- Teillast zwischen 4.000 - 4.800 U/min
Ursache: Gemisch zu fett.
Abhilfe: Teillastgemisch abmagern; Teillast-Verstelldüse
reduzieren, oder Pop–Off Druck erhöhen, oder eine größere
Teillastdüse einbauen. |
- Vollast zwischen 5.000 - 5.500 U/min.
Ursache: das Gemisch ist zu mager.
Abhilfe: Gemisch anreichern; Hauptverstelldüse
weiter öffnen, oder größere Hauptdüse einbauen. |
- Vollast zwischen 5.000 - 5.500 U/min
Ursache: Gemisch zu fett.
Abhilfe: Gemisch abmagern; Hauptverstelldüse
reduzieren, oder kleinere Hauptdüse einbauen. |
Probeflug machen und die Abgastemperaturen in allen
Leistungsbereichen kontrollieren. Die Zylinderkopftemperatur darf nicht
vergessen werden, 280°C ( 530°F) sind für den Vollgassteigflug
die absolute Obergrenze.
Der Motor sollte nicht über eine längere Zeit gleichzeitig
mit höchstzulässiger Zylinderkopf - und Abgastemperatur betrieben
werden.
Eine Abgastemperatur > 1.300°F für eine kurze Zeit bei
einer Zylinderkopftemperatur von 200°C ist unbedenklich, eine EGT
= 1.300°F und gleichzeitig CHT= 280°C schädigen den Motor.
Wenn sich Die Abgastemperaturen immer an der oberen Grenze einstellen,
sollte man bei der nächsten Inspektion einmal die Abgaskrümmer
lösen und hineinschauen. Ist der Belag im Krümmer etwa 1
cm tief ölig- schwarz und der Rest rehbraun bis hellgrau, hat
das Gemisch trotz hoher Abgastemperatur den Motor ausreichend gekühlt
und geschmiert. |