UL Rundreise
Frankreich und Italien
Das Ziel für 2005 war klar: Wir wollen mit dem UL von Deutschland
über die Alpen nach Italien! Nachdem nun auch Österreich für
Uls offen steht, wollten wir die Reise mit unserer P92 vom MFC Hassfurt unternehmen.
Aus anderen Reisen ins Ausland hatten wir bereits gelernt, dass die UL-Fliegerei
unterschiedlichen rechtlichen Bestimmungen unterliegt, und in diesem Fall bestimmt
auch besonderen meteorologischen.
Zur Flugvorbereitung: Für Österreich und Italien wurden wegen dem einheitlichen
Kartenbild für verschiedene Länder die Jeppesen VFR + GPS Karten bestellt.
Bei www.avioportolano.it gab es den Guida al Volo turistico e sportivo mit allen UL Plätzen und detaillierter
Beschreibung. Und weil man meistens doch nicht dahin kommt, wohin man will, sondern
wo das Wetter gut ist, hatten wir uns noch die Karten für Frankreich einschließlich
Jeppesen Bootlang besorgt. Für Österreich musste noch ein ELT mitgenommen
und dann noch eine Ö-Versicherung mit Passagier-Haftpflicht für satte
100 € für einen Monat abgeschlossen werden. Die Route wurde frei nach
der Reisebeschreibung von Martin Kienzer im Fliegermagazin 12/2004 geplant. Am
sorgfältigsten wollte ich die Alpenüberquerung vorbereiten. Je nach
Wetter waren West-Routen über Kempten und Brenner oder Kempten direkt zum
Gardasee zu wählen. Die alternativen Ost-Routen gingen über Zell und
Belluno oder direkt über Zell an den Gardasee. Dort hatten wir bei Sirmione
einen Landeplatz mit Benzinversorgung im avioportolano gefunden. Zu diesem Ziel
später mehr. Für jedes Leg hatte ich die minimale Flughöhe im Flugdurchführungsplan
notiert. Diese Höhe würde ich dann später vor dem Einflug in das
Leg mindestens erreicht haben. In Italien wollten wir dann uns nach Lust und Laune
im Tiefflug gen Süden bewegen.
Soweit zur Theorie.
An unserem Starttag, dem 23. Mai 2005, ging erst mal nichts. Der
Wetterdienst machte uns Hoffnung auf ein Hoch, dass von Frankreich heranzog,
gefolgt von einer neuen Störung ebenfalls aus Westen. Wir planten deshalb
solange ins gute Wetter gen Westen zu fliegen, bis uns die Störung nach
Osten zurückdrängen würde.
Am Dienstag waren die Alpen immer noch nicht frei, wohl aber der
Flugweg westlich Richtung Frankreich. Wir wollten los und starteten in Hassfurt
EDQT Richtung Westen und flogen über Speyer nach Bremgarten EDTG. Mit Flugplan
ging es dann mit ortskundiger Empfehlung vom Turm an der Doubs entlang nach
Beaune LFGF, einem hübschen mittelalterlichem Städtchen SW von Dijon.
Obwohl wir selber nicht beim ATC angemeldet waren, konnten wir hören, wie
andere deutsche Flieger auf gutem Englisch geführt wurden. Nach der Landung
schlossen wir den Flugplan telefonisch (0810437837 für ganz Frankreich),
ebenfalls auf englisch. Gefunkt hatten wir auf allen Plätzen englisch-blind.
Meistens kam keine Antwort, aber unsere Anwesenheit war damit kundgetan und
beachtet.
Am nächsten Tag ging es nach Sarlat LFDS im Perigord, so etwa 100 km östlich
von Bordeaux an der Dordogne. Dazu haben wir das Mittelgebirge der Auvergne
überquert und eine Pause am verlassenen Platz in Ussel LFCU eingelegt.
Der Platz Sarlat liegt auf einer Anhöhe über der Dordogne, in fußreichweite
des malerischen Städtchens Sarlat, umgeben von vielen Burgen aus dem Mittelalter.
Auf dem Platz bot uns Nicola an, auf seinem Campingplatz AirChateaux Tel. 05
53 28 13 63 zu landen und zu übernachten. Auch Zimmer in einem Landhaus
gab es dort, preiswert und mit Familienanschluß. Es war schon spektakulär
für einen deutschen Gast, so völlig frei, abends in der Dämmerung
mit einer handgezeichneten Karte den Campingplatz zu suchen und dort neben ein
paar Rohr-Tuch-UL auf einer Wiese zu landen für die Nacht. Nicola’s
Tip: Ein Buch mit allen ICAO und UL-Plätzen mit Beschreibung ist über www.ffplum.fr zu beziehen.
Die Wetterberatung vom DWD verhieß uns einen offenen Himmel nach Osten.
So flogen wir dann über Pierrelatte LFHD nach Montelimar LFLQ ins Rhonetal.
Auch diese Plätze waren wie alle anderen in Frankreich, die wir besucht hatten,
mit großzügigen Landebahnen und guter Benzinversorgung ausgestattet.
In Pierrelatte hatte ich die P92 am Randbogen beschädigt, doch mit Hilfe
von Pierre, dem Präsidenten des ansässigen UL-Clubs und meinem Co war
der Flieger nach 30 min Reparaturzeit und einer Lage geharzter Glasfaser wieder
fit. In Montelimar haben wir am Platz gezeltet und gut gespeist. Der Wirt des
Flugplatz-Restaurantes hat uns in seiner Küche duschen lassen.
Am dritten Flugtag ging es dann Richtung Italien. Etappenziel war Fayence LFMF
in der Haute-Provence, ein riesiger Grasplatz in den Bergen, besonders beliebt
bei deutschen Segelfliegern. Das Essen am Platz war gut, in Frankreich wird man
da selten enttäuscht. Mit gefülltem Tank ging es in respektvollem Abstand
der CTR an der Cote d’Azur entlang. Bei Monaco stiegen wir dann auf 5000
ft MSL wegen der Berge – und dann im Sturzflug ab der Grenze zu Italien
in 500 ft MSL am Meer entlang in Küstennähe.
Bei Genua sind wir dann Richtung Gardasee landeinwärts in den Dunst der Poebene
eingetaucht.
Unser Ziel hieß Avios di Loanto www.eroma.it bei Sirmione am Gardasee und war ein modern aufgemachtes Feinschmeckerhotel mit
Landepiste. Statt der versprochenen Tankstelle gab es ein paar zweifelhafte Kanister
zur eigenständigen Organisation von der nächsten Tankstelle. Kurz gesagt,
dieser abgelegene Platz ist für einen anderen Zweck als zur Ein- und Ausreise
von UL nach Deutschland bestimmt.
Am
nächsten Morgen war es dann soweit: Die Alpenüberquerung stand an. Was
würde uns erwarten? Das Wetter war immer noch CAVOK. Wir wählten die
Route Gardasee, Etschtal, Bozen, Meran, Timmelsjoch, Reutte nach Kempten. Plan
war, dass wir bereits in Meran auf FL090 die erforderliche Mindesthöhe für
den Paß erreicht haben. Nach dem Start lang über dem Gardasee Dunst,
aus dem wir erst auf FL060 herauskamen, um sicher um den Monte Baldo ins Etschtal
einkurven zu können. Die in Italien maximal zulässige Flughöhe
ist für UL 500 ft bzw. 1000 ft am Wochenende. Das heißt aber nicht,
dass man im Talgrund fliegen muss, sondern viel eleganter und sicherer an der
luvseitigen Flanke. Unsere P92 war als gebürtige Italienerin nicht zu halten
und kletterte auch bei 10.000 ft noch locker mit 5 m/s über die Alpen, dass
wir staunten. Ebenfalls unbeschreiblich war das Panorama vom schneebedecktem Alpenhauptkamm.
Wir erlebten einen ruhigen, turbulenzfreien Überflug und stellten über
dem Inntal die Trimmung auf 10 m/s bei 3500 U/min und es ging schnurgerade nach
Kempten. Der Rückflug nach Hassfurt war dann reine Routine.
Der Flug ging in vier Tagen über 2.700 km in 17:15 Flugzeit durch drei Nachbarländer.
In Frankreich dürfen UL auf fast allen ICAO Plätzen landen, so wie in
Deutschland gewohnt. Blind funken auf englisch, besser auf französisch, wird
erwartet und beachtet. Alle Plätze waren gut ausgestattet, hatten Sprit und
verlangten meist keine Landegebühr.
In Italien haben wir nicht gefunkt. Es wird erwartet, dass man
sich als Ul-er vorher telefonisch am Platz anmeldet, da alle Plätze privat
sind und sich ansonsten aus dem offiziellen Flugverkehr heraushält.
ingmar.edel@web.de
www.mfc-hassfurt.de