FlaggeKarl Ziska

Mit Freude nach Osten in die Tschechische Republik


Ein gelungener Überlandflug über Pfingsten mit dem Ultraleicht

Während einer Kaffeepause auf dem Flugplatz Flensburg kamen wir auf die spontane Idee über Pfingsten mit dem Ultraleicht in die Tschechische Republik zu fliegen. Warum nicht mal mit dem UL zu seiner Geburtsstätte? Da das Wetter durch ein Hoch bestimmt war und die Gefahr der Nebeltage in Schleswig - Holstein um diese Jahreszeit sehr gering sind, begannen wir Ad hoc mit der Flugplanung.

Die Route sollte von Flensburg EDXF direkt nach Altenburg / Nobitz (EDAC) PPR Zollflugplatz weiter über Karlsbad LKKV (Zollflugplatz) und dann Kunovice LKKU als Zielflugplatz verlaufen. Zwei Tage blieben noch für die notwendige Vorbereitung, um die Zoll- und Paßformalitäten per FAX mit den entsprechenden Behörden in Halle und Erfurt zu erledigen. Der Bundesgrenzschutz bestätigte das Fax mit den Personalien und wir konnten laut Aussage des Beamten über Altenburg / Nobitz ausreisen.

Magdeburg Am Pfingstsonntag starteten wir um 07.15 Uhr GMT bei Sichten um die 3,5 km und einer Wolkenuntergrenze von ca. 1300 ft GND mit südwestlichen Winden. Mit Bremen Info flogen wir an Hamburg vorbei und das Wetter wurde immer besser. In der Nähe von Lüneburg hatten wir schon 2500 ft und über 8 km Sicht, nur der Gegenwind war stärker als vorhergesagt. Wir entschlossen uns deshalb in Magdeburg (EDBM) einen Tankstopp einzulegen. Die Leute der Luftaufsicht waren überaus freundlich und konnten es kaum glauben, daß man mit einem Ultraleicht von Flensburg direkt nach Magdeburg fliegen kann. Als wir ihnen klarmachten, daß wir eigentlich Altenburg / Nobitz geplant hatten und nur der 15 Knoten starke Gegenwind uns gezwungen hatte hier zu landen, sahen wir Erstaunen in ihren Augen aufblitzen. Nach einer halben Stunde Aufenthalt verließen wir Magdeburg in Richtung Süden.

Altenburg Nächstes Ziel war unser Zollflugplatz Altenburg / Nobitz. Nach der Landung auf diesem landschaftlich sehr schön gelegenen Platz, quälten wir uns ca. 200 Stufen auf den Tower, um die Landegebühr zu bezahlen und die Paßformalitäten zu erledigen. Der Luftaufsichtsbeamte hatte vermutlich eine harte Nacht hinter sich oder sein Arbeitsvertrag beinhaltet eine Klausel, daß er auf alle Zeiten unkündbar ist. Wir hatten den Eindruck, daß er in seiner Ruhe gestört wurde, nur weil ein Flugzeug gelandet war. Und dann noch ein UL. Die positive Antwort vom Bundesgrenzschutz für die Grenzüberschreitung lag ihm vor, nur der Zoll hatte keine Nachricht auf unser FAX geschickt. Als wir den Flugplan für den Weiterflug in die Tschechische Republik aufgeben wollten, weigerte sich dieser Herr von der Luftaufsicht, der an Selbstherrlichkeit und Flexibilität kaum zu überbieten war, diesen entgegenzunehmen. Er ließ uns einfach nicht über die Grenze, nahm den Flugplan nicht an und empfahl uns, doch in HOF (EDQM) zu landen und von dort aus in die CSSR einzureisen. Als wir ihm erklärten, daß HOF für UL´s nicht zugelassen ist und wir an seine Beweglichkeit und guten Willen apellierten, stießen wir auf Granit. Durch die unnötigen Diskussionen hatten wir schon eine Stunde an Zeit verloren und mußten am Pfingstsonntag noch eine geöffnete Zolldienststelle finden. In Erfurt nahm niemand den Hörer ab. Wir verließen den »freundlichsten» Flugplatz in den neuen Bundesländern und flogen statt nach Süden in den Westen.

In der Nähe von HOF kletterte die Öltemperatur und ich rief den Controller und bat um Einflug in die Kontrollzone und um eine Sicherheitslandung. Wir bekamen die Genehmigung zum Landen und meldeten uns anschließend auf dem Tower. Dort erzählten wir immer noch frustriert die Vorgänge in Altenburg und der freundliche bayrische Luftaufsichtsbeamte erledigte für uns ohne Murren und ohne zwei Tage Voranmeldung die Zoll- und Paßformalitäten, nahm den Flugplan entgegen und erklärte entgegenkommend, daß wir wieder starten können, sobald die Öltemperatur wieder in Ordnung ist. Fazit der bisherigen Tour: 40 Minuten Flug mit dem UL und zwei verschiedene Welten.

Von HOF aus flogen wir dann weiter nach KARLSBAD / KARLOVY VARY, tankten auf, erledigten wieder Zoll- und Paßformalitäten. Nachdem wir das Wetter für die letzte Strecke hatten und wir uns von der Flugsicherung ein Briefing über die Flughöhen für Ultraleicht einholten, flogen wir noch 2 ½ Std. in den Südosten der CSSR an BRNO (BRÜNN) LKTB vorbei nach Kunovice (LKKU). Wir riefen ca. fünf Mal den Tower, aber keine Antwort zum Einflug in die Kontrollzone. Da wir der Meinung waren, daß unser Funkgerät ausgefallen war, stellten wir den Transponder auf 7600, flogen in die Platzrunde und landeten.

Nach der Landung begrüßten uns ein paar freundliche Leute und erklärten uns, daß der Platz immer um 17.00 Uhr schließen würde, ( in der AIP stehen andere Zeiten) aber dann landet man einfach so. Wir stellten den EUROSTAR in einer Halle ab und wurden ins nächste Hotel gefahren. In der Zwischenzeit war es schon 21.30 Uhr und die Dunkelheit brach herein. Es stellte sich heraus, daß die netten Leute Angestellte der Firma Aerotechnik waren und wir erhielten prompt eine Einladung zur Fabrikbesichtigung am nächsten Tag, da der Pfingstmontag ein ganz normaler Arbeitstag ist.

Eurostar Am nächsten Tag nach einem ausgiebigen Frühstück, fuhren wir mit dem Taxi zu Aerotechnik und erhielten eine Führung durch die Geburtsstädte des EUROSTARS. Insgesamt 1900 Personen sind in dieser Fabrik beschäftigt, wobei ca. 250 Leute für die Ultraleicht - Herstellung eingesetzt werden. Die Bauzeit für einen EUROSTAR beträgt zwischen 5 und 6 Wochen je nach der eingesetzten Zahl der Mitarbeiter. In diesem Jahr wurden schon 29 Stück weltweit ausgeliefert.

Nach der ausführlichen Führung durch die Fabrikationsstätte genossen wir bei strahlendem Sonnenschein die Umgebung von Kunovice und fuhren für 0,80 DM zu zweit in die naheliegende Kreisstadt. Das Preis - Leistungsverhältnis im Südosten der Tschechei ist für deutsche Verhältnisse unglaublich. Ein Menü für zwei Personen inklusive Getränke liegt bei ca. 20,00 DM und für das Hotel mußten wir 32,00 DM pro Doppelzimmer bezahlen.

Am Mittwoch machten wir uns wieder bei strahlendem Sonnenschein auf den Rückflug und nahmen noch einen fabrikneuen EUROSTAR in Formation mit, da dieser ohne eingebautes Funkgerät nach Deutschland ausgeliefert werden sollte. Der Rückflug führte über BRNO (Brünn) Zollflugplatz, dann direkt nach STRAUBING und von STRAUBING (Zollflugplatz) via MAGDEBURG wieder nach FLENSBURG zurück. Mit Hilfe von Prag Info konnten wir den kürzesten Weg fliegen und erhielten ohne Probleme die Erlaubnis auch die Militärplätze zu überfliegen. Da der Wind auf dem Rückweg kein großer Faktor war, die bayrische Luftaufsicht mit den Einreiseformalitäten keine Probleme bereitete, konnten wir schon gegen 14.00 Uhr GMT in Flensburg landen.

Die mit dem GPS errechnete Durchschnittsgeschwindigkeit betrug 86 Kts. bei 4600 RPM und 12,5 Ltr. Verbrauch.

Für das nächste Jahr haben wir uns wieder eine Tschechei - Tour vorgenommen, da Land und Leute eine Reise wert sind. Für Ultraleichtflugzeuge ein kleines Paradies. Das Preis- Leistungsverhältnis absolut lobenswert. Nur nie wieder über EDAC.


Anmerkung: Für Ein- und Ausflug in die CSSR wird kein Flugplan mehr benötigt.